Staatsanwalt wirft S-Bahn-Schlägern Mord vor
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Nach der Tötung eines 50-jährigen Mannes auf einem Münchner S-Bahnhof ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen Mordes gegen zwei 17 und 18 Jahre alte Jugendliche. Sie hatten ihn am Samstag nach Zeugenaussagen brutal niedergeschlagen und mit Füßen getreten, nachdem er sich schützend vor vier Kinder gestellt hatte, wie die Polizei am Sonntag mitteilte.
Staatsanwalt Larent Lafleur sprach von einer Tat aus „Vergeltung und Rache“. Sie stehe „sittlich auf allerniedrigster Stufe“. Die mutmaßlichen Täter hätten ihr Opfer „gezielt in das Gesicht getreten“. Beide Jugendliche seien bereits wegen mehrerer Delikte vorbestraft. Ein Richter sollte noch am Sonntag über einen Haftbefehl entscheiden. Zugleich lobte der Staatsanwalt die Zivilcourage des Opfers.
S-Bahn-Passagier stirbt nach Schläger-Attacke
Wie die Behörden am Sonntag weiter mitteilten, haben die 17 und 18 Jahre alten berufs- und arbeitslosen jungen Männer in ihren Vernehmungen zwar Auseinandersetzungen im Bereich der S-Bahn eingeräumt. Zu ihrer eigenen Rolle hätten sie aber auf Anraten ihrer Anwälte nichts gesagt.
Bei dem Opfer handelte es sich um einen Münchner Geschäftsmann. Zu seinen Familienverhältnissen wollte der Leiter der Münchner Mordkommission, Markus Kraus, zunächst noch nichts sagen.
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Der Mann bemerkte in der S 7, dass die Jugendlichen vier Kinder bedrohten und Geld von ihnen forderten. Noch vom Zug aus alarmierte er per Handy die Polizei und bot den Kindern an, mit ihm am Bahnhof Solln auszusteigen, damit er sie beschützen könne. Dort wurde er dann zu Tode geprügelt.
Bayerns Justizministerin Beate Merk (CSU) bekräftigte aus Anlass des Falls die CSU-Forderung, dass 18-jährige Straftäter immer nach dem Erwachsenenstrafrecht verurteilt werden. Nach dem derzeitigen Recht kann bei 18- bis 21-Jährigen auch Jugendstrafrecht angewandt werden.
„Es geht selbstverständlich auch um die Sühne für den Fall“, erklärte Merk zur Begründung der Forderung. Sie äußerte sich entsetzt über die Rohheit des Angriffs. Zur Abschreckung mutmaßlicher Täter forderte Merk außerdem die Videoüberwachung auch auf S-Bahnen auszudehnen.