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Bangalore (Bengaluru) - Weltmarktintegration und Fragmentierung

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Diercke Karte Bangalore (Bengaluru) - Weltmarktintegration und Fragmentierung

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Bangalore (Bengaluru) - Weltmarktintegration und Fragmentierung
Die südindische Metropole Bangalore (Bengaluru) mit ihren 6,5 Mio. Einwohnern hat sich in nur wenigen Jahren zu einem weltweit bedeutenden und global vernetzten Standort der Informations- und Kommunikationstechnologien entwickelt. Innerhalb Indiens nimmt die Stadt trotz zahlreicher neuer Konkurrenten wie Hyderabad oder Chennai noch immer eine Spitzenstellung ein, auch wenn ihr Vorsprung langsam schrumpft.

Von der Garden City zur Hightech-Hauptstadt Indiens
Die Grundsteine für den Aufstieg Bangalores zu Indiens "Electronic Capital" wurden schon kurz nach der indischen Unabhängigkeit 1947 gelegt. In den 1950er- und 1960er-Jahren erfolgte die Ansiedlung großer Staatsunternehmen aus dem Maschinenbau und den Bereichen Luft-, Raumfahrt- und Rüstungstechnik. Diese ließen sich überwiegend am Stadtrand im Nordwesten und Osten nieder. Gleichzeitig wurde der Ausbau renommierter Bildungs- und Forschungseinrichtungen forciert. Dieser Standortvorteil sowie die große Zahl an naturwissenschaftlich ausgebildeten, englischsprachigen und kostengünstigen Arbeitskräften leiteten ab Mitte der 1980er-Jahre einen Computer-Boom ein, der sich in den 1990er-Jahren noch verstärkte. Ausländische Unternehmen wurden mit vielfältigen Vergünstigungen angelockt. Das günstige Klima der Stadt in 900 Metern Höhe und die soziale Stabilität waren weitere Pluspunkte.
Im Jahr 2007 zählte Bangalore mehr als 1300 Computer-Unternehmen. Diese beschäftigen insgesamt etwa 170 000 Mitarbeiter. Neben den mehr als 300 Filialen von Konzernen aus Industriestaaten befinden sich in der Stadt auch die Zentralen vieler indischer Computerunternehmen. Im Jahr 2005/06 wurden in Bangalore allein auf dem Computersektor Exportumsätze von mehr als 5 Mrd. US-Dollar erwirtschaft. Die Wachstumsraten lagen bei über 20 Prozent. 75 Prozent der Exporte gehen nach Nordamerika und Westeuropa.

Neue Raummuster
Der Aufstieg Bangalores zu Indiens Computerhauptstadt geht mit einem tief greifenden Umbau des städtischen Raumes und der Gesellschaft einher. Es entstehen Konzentrationsgebiete der jungen Technologiebranchen in Bürohochhäusern der Innenstadt, in staatlichen Gewerbeparks wie der "Electronic City" im Südosten Bangalores, neuerdings auch in Form von privaten Technologie- und Gewerbeparks wie dem "International Tech Park" im Osten. Die meisten dieser Firmenkonzentrationen siedeln sich entlang der großen Ausfallstraßen an.
In einiger Entfernung zum modernen Stadtzentrum liegen auch die meisten Slumsiedlungen, in denen insgesamt etwa 1,5 Millionen Menschen leben. Trotz einiger erfolgreicher Sanierungsprogramme durch die Stadtverwaltung sind die sanitär-hygienischen Bedingungen und Lebensverhältnisse dort nach wie vor katastrophal. In manchen Elendsvierteln stirbt noch immer jeder vierte Säugling. Analphabetismus, Erwerbslosigkeit, Hunger und Infektionskrankheiten sind weit verbreitet.
Gleichzeitig entstehen in den wohlhabenden Stadtteilen moderne Bürokomplexe, Einkaufszentren und Multiplexkinos, in denen die schmale Schicht der Wohlhabenden arbeitet bzw. einkauft. Diese Eliten wohnen meist in abgeschlossenen Wohnanlagen mit eigener Wasserversorgung aus Tiefbrunnen, einem Notstromaggregat und einem ganzen Stab von Unterhalts- und Sicherheitspersonal. Konsequenz dieses Strukturwandels sind verschärfte wirtschaftliche und sozialräumliche Disparitäten. Es zeigt sich daher ein kleinräumig zersplittertes Raumnutzungsmuster aus unterschiedlich entwickelten funktionalen Raumfragmenten, die trotz geringer Distanz große Disparitäten aufweisen. Die Stadtverwaltung hat es bisher versäumt gegenzusteuern.

Verschärfung sozioökonomischer Ungleichheit
In der räumlichen Fragmentierung äußert sich die soziale und wirtschaftliche Ungleichheit, welche durch eine sich immer weiter öffnende Einkommensschere noch verschärft wird. Während die Gehälter in den modernen Dienstleistungssektoren stark steigen, stagnieren die Löhne in der informellen Ökonomie, wo die Mehrheit der städtischen Armutsbevölkerung arbeitet. Ihnen bleibt damit die Möglichkeit zur Teilhabe am Wirtschaftswachstum meist verwehrt.
Allerdings lässt sich inzwischen eine gewisse Breitenwirksamkeit des Wirtschaftsbooms konstatieren. Es gibt immer mehr Menschen, denen es gelingt, der ärgsten Not zu entkommen und in die Mittelschicht aufzusteigen. Die neue Mittelschicht orientiert sich zunehmend an ressourcenintensiven Lebensstilen und an westlichen Konsummustern und trägt damit zu einer weiteren Übernutzung natürlicher Ressourcen wie Boden, Wasser und Luft bei.
C. Dittrich


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