www.welt.de - 12.09.2009 16:39

Fast-Food-Lokale sollen noch viel schneller werden

Fast Food heißt nicht immer, dass man das Essen an der Theke wirklich schnell bekommt. Das Unternehmen Gomobo verkürzt jetzt die Wartezeiten in Fast-Food-Lokalen. Der 28-jährige Gründer Noah Glass war von seiner Idee so überzeugt, dass er dafür seinen Studienplatz in Harvard aufgab.

Seine Mutter hat ihn damals für verrückt erklärt. 25 Jahre war Noah Glass alt, als er seinen Studienplatz in Harvard aufgab, um stattdessen sein eigenes Unternehmen aufzuziehen. Mit Gomobo will er die Wartezeiten in Fast-Food-Restaurants verkürzen. Und offensichtlich handelt es sich dabei in Amerika um ein nationales Bedürfnis, denn das Start-up ist inmitten der Krise eine der wenigen Erfolgsgeschichten.

Das System ist einfach. Wer sich bei Gomobo anmeldet, muss Telefonnummer und die Daten seiner Kreditkarte hinterlegen. Danach kann man beispielsweise auf dem Weg zu Burger King einen Whopper online oder per SMS bestellen, dort an der Schlange vorbei spazieren und sein Essen abholen. Während im vergangenen Jahr nur 200 meist kleinere Restaurants und Cafes in den USA diesen Expressservice angeboten haben, sind es mittlerweile schon fast 5000. Für den Sprung sorgen vor allem Ketten wie eben Burger King oder Dunkin Donuts und Subway. Große Selbstzweifel scheinen Noah noch nie geplagt zu haben. „Zusammen mit den Fast-Food-Ketten werden wir das Land aufrollen“, sagt er.28 Jahre ist er alt, schlank, hat einen roten Schopf und knallblaue Augen. Aus dem dunklen Anzug leuchtet ein orangefarbenes Einstecktuch heraus – er gibt sich wie ein Routinier, und seine jungen Jahre lässt er sich nur daran anmerken, dass er auch den Kicker im Keller herzeigt und nicht nur den Konferenzraum. In Soho hat Glass ein Büro für seine zehn Angestellten gemietet. Älter als 40 ist hier keiner.Die Idee für Gomobo kam Glass in Südafrika, wo er für einige Monate nach dem College bei einer gemeinnützigen Organisation arbeitete. Handyminuten haben sich dort zu einer Art Zweitwährung entwickelt: Viele Menschen ohne festes Einkommen, Wohnsitz und Konto zahlen den Haarschnitt beim Friseur mit fünf Minuten von der Prepaidkarte. Daran erinnerte sich Glass, als er in New York jeden Morgen bei Starbucks in der Schlange stand, um einen Kaffee zu bekommen. Warum sollte er den nicht übers Handy bestellen, bezahlen und pünktlich abholen können?

Abends und an den Wochenenden bastelte er eine Internetseite, die er dem Unternehmer David Frankel zeigte. Der saß im Aufsichtsrat der gemeinnützigen Organisation, für die Noah in Afrika gearbeitet hatte. Was Frankel sah, muss ihn beeindruckt haben, denn er gab Noah Glass 500.000 Dollar Startkapital und den Ratschlag, gar nicht erst in Harvard anzufangen. Noah vertraute ihm, da Frankel in seinem Alter genau die gleiche Entscheidung getroffen hatte. Auch er gründete mit Mitte 20 lieber sein eigenes Unternehmen und holte das Studium später nach.

Den ersten Versuch startete Glass auf seinem ehemaligen Collegecampus Yale in Connecticut. Danach wagte er sich nach New York. Keine andere Stadt war dafür besser geeignet, nirgendwo in Amerika haben es die Menschen eiliger. Er heuerte ein paar Leute an, mit denen er an der Wall Street Flugblätter verteilte, um auf Gomobo aufmerksam zu machen. Immer mehr Restaurants sprangen darauf an: „Eine schriftliche Bestellung können die Angestellten schneller bearbeiten als eine mündliche, bei der es sich der Kunde noch zwei mal anders überlegt“, sagt Glass.

Gomobo ist nicht nur deswegen so erfolgreich, weil der Gründer mehr Mut oder Glück als andere hatte. Ihm steht auch ein Beratergremium zur Seite, dem er gleichzeitig regelmäßig Rede und Antwort stehen muss, da es auch als eine Art Aufsichtsorgan fungiert. Sieben Millionen Dollar Kapital hat er noch im vergangenen Jahr von Investoren eingesammelt. Es ist eine stolze Summe inmitten einer Finanzkrise, in der sogar etablierte Firmen Schwierigkeiten haben, Gelder zu bekommen. Ihr Engagement zahlt sich erst aus, wenn Noah Glass das Kunststück gelingt, Gomobo irgendwann an die Börse zu bringen oder teuer zu verkaufen.

Der Unternehmer ist sich seiner Sache recht sicher. Anfangs dachte er, Gomobo solle sich auf Cafes konzentrieren – bis er merkte, dass die Leute seinen Service viel eher für Sandwiches und Burger nutzten. An die 400.000 Fast-Food-Lokale gibt es in den USA. Mit 20.000 von ihnen will er bis Ende 2010 Verträge geschlossen haben. Dass ihm die Rezession das Geschäft verhagelt, glaubt Glass nicht, im Gegenteil. „Viele Amerikaner können sich ein normales Restaurant gar nicht mehr leisten. Wenn sie mit ihrer Familie trotzdem essen gehen wollen, landen sie umso häufiger in einem Fast-Food-Lokal, weil die billiger sind.“ Dasselbe gelte für Angestellte, die mittags zum Sandwich greifen, statt ins Restaurant zu gehen.

Und sollte es einmal nicht mehr laufen, hat Glass eine Lehre aus den letzten Jahren gezogen: eine Idee zügig aufzugeben, wenn sie einmal nicht mehr funktioniert. Nach Harvard kann er ja immer noch.

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