Sachsens Linke

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Inglourious Basterds – große Kunst und großes Kino

Zunächst einmal: Wer Tarantino mag, der wird diesen Kinoabend genießen. Gute Schauspieler, eine gute Handlung, teilweise absurde aber immer geschliffene Dialoge und Action. Nicht zu vergessen, die geradezu klassische Wichtigkeit der Musik. Auch diesmal lohnt sich sicher der Kauf des Soundtracks.

Ich hatte vorher einige Rezensionen und Zuschauermeinungen über den Film gelesen, die oft mehr oder weniger auf „Naja, Tarantino halt“ hinausliefen, und war darauf gefaßt, einen blutrünstigen enttäuschenden Kinoabend zu erleben… Aber das war er ganz und gar nicht.

Obwohl die Inglorious Basterds dem Film den Titel geben, stehen sie nur zum Teil im Mittelpunkt der Handlung. Die Gruppe der „Basterds“ ist zwar machomäßig rabiat, aber auch ein bißchen stümperhaft; sie vermasseln erst ein Treffen mit einer Informantin in einer Taverne (hier vielleicht das einzige Manko der ansonsten ausgezeichneten Besetzung – Diana Krüger spielt hier meiner Ansicht nach etwas zu sehr das „Dummchen“) und dann beinahe auch ihren eigenen Showdown. Die Dialoge waren viel packender und – mit einem brillanten Christoph Waltz als Hans Landa mit seinem charmanten Lächeln und seinen guten Manieren – furchterregender als alle Gewaltszenen der „Basterds“. Und in vier Sprachen – Deutsch, Französisch, Englisch, Italienisch! Leider war der Film teilweise synchronisiert. Hier lohnt sich auf jeden Fall der Besuch der Originalfassung.

Der zweite Handlungsstrang der Jüdin Shosanna, die – nachdem sie geradeso dem fanatischen Hans Landa entkommen war und nun unter einer anderen Identität in Paris ein Kino betreibt – fesselt umso mehr. Dafür hat  Shosanna als Widerstandskämpferin, die selbst, als sie von der Straße weg quasi verhaftet wird und plötzlich mitten in einer Nazi-Party landet, die Nerven behält, einfach mehr Format.

Denn in dem Kino, in welchem sich zahlreiche Nazi-Größen zu einer Filmpremiere treffen wollen, kommt es zum tarantinomäßigen Showdown. Auch wenn der sich nicht ganz an die Geschichte hält, kann Tarantino sich den unbekümmert rotzigen Umgang wohl erlauben.

Einen Tag nach dem Kinobesuch habe ich im Fernsehen rumgezappt und bin in den letzten fünf Minuten von „Der Untergang“ gelandet, öffentlich-rechtlich korrekt mit melodischen Geigenklängen unterlegt. Gefällig. Tarantino ließ beim Showdown die Bässe dröhnen, dass der Kinosessel bebte… Er war rotzig und böse und hat sich einen Dreck um historische und politische Korrektheit gekümmert – und damit hat er richtig große Kunst und großes Kino gemacht. Viel beeindruckender und unvergesslicher als das übliche tragisch-sanfte Betroffenheitsgeklimper.

Ute Gelfert/Rico Schubert

Foto vexrouge@flickr

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1 Kommentar bisher ↓

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