IAA Messerundgang: Eine PS-Premiere jagt die nächste
VON MANFRED KÜHNAPPEL -Frankfurt (RPO). Röhren, Dröhnen, Sturmfrisur. Beim fulminanten IAA-Auftakt muss sich BMW-Chef Norbert Reithofer das Haar ordnen. Die Münchner verweigern sich dem Schrumpfkurs der 63. Internationalen Automobil-Ausstellung. Sie nehmen die neue Halle 11 komplett in Beschlag. Eine Premiere jagt die nächste. Und immer wieder das Zauberwort, das so schwierig auszusprechen ist: Efficient Dynamics.
Hunderte Gäste drängen sich auf den Tribünen, um einen Blick auf all die 5er GT, X1, 320d, X6 und 7er Hybrid zu erhaschen, die über ein Oval zu Reithofers Füßen vorfahren. "Wir sind seit Jahren die sparsamste Premiummarke", tönt der Chef. Bitte? BMW sparsam? Ja, so ist das auf dieser IAA, auf der neben den ganzen Luxuskarossen und den PS-Stars in Lack und Chrom zwischendurch immer wieder eine zentrale Botschaft transportiert wird: Seht her, wir können auch anders.
Was davon umgesetzt wird, steht auf einem anderen Blatt. Der als Meisterleistung der Umweltverantwortung gefeierte spektakuläre Supersportler BMW Vision Dynamics (da ist dieses Wort wieder) ist mit seinen 3,7 Litern Verbrauch ein toller Hingucker. Nur von der Serienreife ist er weit entfernt.
Gern würden wir die Neuheiten mit Mini feiern, doch dort ist gewissermaßen schon wegen Überfüllung geschlossen. Kein Durchkommen, um das neue Concept Coupé oder den Roadster zu bestaunen. Wie schade.
Opel feiert: "Wir leben Autos"
Auf zu Opel. Hocker statt samtweicher Tribünen heißt es hier. Steinförmig schlicht und weiß sind die Styroporwände. Ein neues Logo, ein neuer Claim: "Wir leben Autos." Wie passend, wenn man so gerade eben überlebt hat. Die Rettung durch Magna und Sberbank hat kein frisches Geld in die Kassen gespült. Dafür ist die Hoffnung mit den Händen zu greifen. Die Hoffnung, dass es mit dem neuen Astra, einem Insignia im Kompaktfomat, und dem Elektrofahrzeug Ampera endlich wieder bergauf geht.
Bei Citroen gleich gegenüber erweist sich die im Vorfeld angekündigte Neuauflage der Ente als Ente. "Nichts davon stimmt", sagt Sprecherin Elke Mühlens. Die neue Studie Revolte mit seinem verblüffenden Dreisitzer-Innenraumkonzept zieht dennoch alle Blicke auf sich. Und das liegt nicht nur an der attraktiven Hostess.
Porsche und Co. in der Sportwagenhalle drohen düster als PS-Gemeinde. Man wagt gar nicht daran zu denken, wie viel Pferdestärken hier insgesamt zusammenkommen. Spritsparen ist hier ein Fremdwort und für alle, die sich von ihrem Testosteron-Instinkt leiten lassen, ist das wohl auch besser so.
Inszenierung im Dämmerlicht
SLS-Flügeltürer, S 500 Hybrid und T-Modell der Klasse werden bei Mercedes dargebracht wie auf dem Altar der Autogötter. Über einer abgedunkelten Halle mit einer bauchigen Galerie in braun-orange wölbt sich ein heller Himmel. Hier feiert der Premiumhersteller die Größe seiner schon länger zurückliegenden Vergangenheit, denn die Gegenwart auf dem Absatzmarkt sieht eigentlich anders aus, wobei die Farbe recht gut zur Inszenierung passt. O-Ton der Fotografen: "Hier brauchen wir gar nicht rein. Wir brauchen Licht."
Welch ein Kontrast in der Halle 3 der Volkswagen-Gruppe. Sie atmet geradezu Bluemotion ganz in Weiß und helles Blau getaucht. VW, Audi, Skoda, Seat und Co. bitten hier zum Premieren-Feuerwerk, von denen das 1-Liter-Auto von VW der unumstrittene Star des Tages ist. Genüsslich verfolgt der allmächtige Aufsichtsratsboss Ferdinand Piech das Treiben seiner Belegschaft mit seiner Gattin aus der ersten Reihe. Er weiß: Volkswagen hat mal wieder allen anderen die IAA-Schau gestohlen.
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und es wird sein wie immer: Sparautos werden zu teuer gemacht für die Masse oder Sparautos sind entweder zu klein oder zu groß - die Mitte geht leer aus. Aber man hat den guten Willen gezeigt...
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